Anwendungsgebiete:

Zentralen Koordinationsstörungen im Säuglingsalter
Bewegungsstörungen als Folge von Schädigungen des zentralen Nervensystems (Zerebralparesen, Apoplexie, MS u.a.)
Periphere Lähmungen der Arme und Beine (z.B. Plexusparesen, Spina bifida, Querschnittlähmung u.a.)
Verschiedene Muskelerkrankungen
Erkrankungen und Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule, z.B. Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose)
Orthopädisch / traumatologisch relevanten Schädigungen der Schulter und der Arme, der Hüfte und der Beine
Mitbehandlung von Fehlentwicklung der Hüfte (Hüftgelenkdysplasie/-luxation)
Problemen der Atmungs-, Schluck- und Kaufunktionen

Bei der Vojta-Therapie übt der Therapeut beim Patienten, der sich in Bauch-, Rücken- oder Seitenlage befindet, einen gezielten Druck auf bestimmte Körperzonen aus. Solche Reize führen bei Menschen – und zwar jeden Alters – automatisch und ohne eigenen Antrieb, also ohne aktive willentliche Mitarbeit des Betroffenen, zu zwei Bewegungskomplexen:

Dem Reflexkriechen in Bauchlage und dem Reflexumdrehen aus Rücken- und Seitenlage. Das Reflexkriechen führt zu einer Art Kriechbewegung, während das Reflexumdrehen aus der Rückenlage beginnt und über die Seitenlage in den sog. Vierfüßlergang übergeht.

Bei der Reflexlokomotion kommt es zu einer koordinierten, rhythmischen Aktivierung der gesamten Skelettmuskulatur und zu einer Ansprache unterschiedlicher Schaltungsebenen des zentralen Nervensystems. Die in einer bestimmten Ausgangsstellung durch Druckreize ausgelösten, regelmäßig und zyklisch ablaufenden motorischen Reaktionen sind bereits beim Neugeborenen vollständig auslösbar und beliebig oft reproduzierbar.

Alle motorischen Bewegungen, die beim Menschen in der Entwicklung vom Greifen, Umdrehen, Krabbeln, Aufstehen und Gehen erscheinen, werden damit sichtbar angesprochen. Sie sind – so Prof. Vojta – auch bereits bei Kindern, in einem Stadium der Entwicklung vorhanden, in dem die Kinder diese Fähigkeiten spontan noch nicht besitzen.

Durch therapeutische Anwendung der Reflexlokomotion werden beim Patienten die für spontane Bewegungen im Alltag benötigten – unbewusst eingesetzten – Muskelfunktionen, besonders an der Wirbelsäule, aber auch an Armen und Beinen, Händen und Füßen sowie im Gesicht, aktiviert.

Prof. Vojta nahm an, dass es beim Patienten durch wiederholtes Auslösen dieser „reflexartigen“ Bewegungen zu „Freischaltungen“ oder „Neubahnungen“ innerhalb funktionell blockierter nervlicher Netzwerke zwischen Gehirn und Rückenmark kommt.

Ziel der therapeutischen Anwendung der Reflexlokomotion

Durch die Anwendung der Reflexlokomotion sollen die elementaren Bestandteile der menschlichen Aufrichtung und Fortbewegung, d.h.:

1. Das Gleichgewicht des Körpers bei Bewegungen („posturale Steuerung“)
2. Die Aufrichtung des Körpers gegen die Schwerkraft
3. Die zielgerichteten Greif- und Schrittbewegungen der Gliedmaßen („phasische Beweglichkeit“)

wieder zugänglich und nutzbar werden.